Wohlstand und Existenz, Gesundheit und Leben stehen derzeit auf dem gesamten Erdball auf dem Spiel: Das Corona-Virus sorgt für die Angst vor Ansteckung, eine weltweite Rezession beschert uns eine seit Jahrzehnten nicht mehr dagewesene existenzielle Angst. Doch Angst ist keine gute Beraterin, erst recht nicht bei so großen Herausforderungen, wie wir sie jetzt bewältigen müssen.
Nur: Wie kann man der Angst in diesen unsicheren Zeiten begegnen?
Angst als Reaktion auf Kontrollverlust
Wenn Menschen Angst haben, dann hat es sehr oft etwas damit zu tun, dass sie die Kontrolle über eine Situation und damit die eigenen Eingreifmöglichkeiten verlieren (oder glauben, das zu tun). Wähnt man sich in Sicherheit, weil man weiß, was zu tun ist, und die Herausforderung überschaubar erscheint, hat man keine Angst. Je unklarer ist, wie sich eine schwierige Situation entwickeln wird, desto stärker wächst das ungute Gefühl, wie man dem Kommenden begegnen soll. Man stellt die eigenen Möglichkeiten infrage und meint, die Kontrolle zu verlieren. So entsteht auf Dauer Angst. Und Angst verlangt nach Schutz.
Auch Unternehmen möchten sich schützen vor Unwägbarkeiten, und Mitarbeitende möchten die Gewissheit haben, dass alles, was heute schwierig ist, morgen besser werden wird. Menschen brauchen Hoffnung auf eine Wendung zum Guten, dann halten sie auch Durststrecken aus. Soweit die Theorie. In der Praxis sieht das gerade anders aus.
Das einzig Sichere ist jetzt die Unsicherheit: Wie viele mittelständische Unternehmen wird es zum Jahresende noch geben? Wie wird die Zukunft der Lieferketten aussehen? Wann öffnen welche Grenzen wieder? Wie entwickelt sich die Belastbarkeit der Mitarbeitenden, wenn Kitas und Schulen erst im nächsten Schuljahr wieder vollständig öffnen – und wie, wenn das doch nicht der Fall sein wird? Wird es eine zweite Pandemiewelle geben? So vieles liegt einfach nicht in der eigenen Hand und wir müssen mit der Unsicherheit als mindestens diesjährige Begleiterin leben. Was tun?
Was, wenn man sich gegen Unsicherheiten nicht schützen kann?
Tatsächlich wissen wir es alle: Man kann sich nicht grundsätzlich gegen etwas schützen, was nicht in der eigenen Hand liegt. Einfluss nehmen kann man nur, wenn man Einfluss hat. Umso wichtiger ist es, sich zu fragen, was man tun KANN. Hier ein paar kleine Beispiele, um etwa Mitarbeitenden mehr Selbstwirksamkeit zu geben:
– Kleine Schritte nehmen die Angst. Wenn das große Ganze zu viel und zu unwägbar ist, dann hilft es, das Gesamtpaket in kleine Päckchen aufzuteilen: Ist es nicht machbar, alle Mitarbeitenden auf die Schnelle digital zu kompetenten Nutzern zu machen? Wie wäre es mit “digitalen Patenschaften”: der Bildung von Tandems, bei denen etwa eine erfahrene Nutzerin einen unerfahrenen älteren Kollegen per Telefon und Video unterstützt?
– Klare Zuständigkeiten unterstützen das Sicherheitsgefühl: Gibt es bekannte, gut erreichbare Ansprechpartner, die technische oder arbeitsrechtliche Fragen beantworten können? Gibt es kompetente Kontaktpersonen für psychosoziale Fragen (z. B. bei häuslichen Konflikten, depressiven Schüben etc.)? Wie zügig erfolgt die Weiterleitung von neuen Corona-bedingten Informationen in alle Ebenen – gibt es dafür Verantwortliche?
– Praxisnahe Transparenz: Kein Unternehmen kann heute mit Gewissheit sagen, wie sich die Situation entwickeln wird. Transparenz darüber hilft, mit dieser Unsicherheit klarzukommen: zu benennen, welche Pläne man machen kann, sie klar zu datieren – und deutlich zu machen, was man nicht festlegen kann.
– Offenheit für Verbesserungsvorschläge aus der Belegschaft, unabhängig von der hierarchischen Ebene. Mitarbeiter haben sehr unterschiedliche Erfahrungswelten – warum soll das Unternehmen die daraus resultierende Vielfalt an Ideen nicht nutzen?
Bewegen Sie Themen, die hier nicht angesprochen werden? Nehmen Sie Kontakt zu uns auf, wir beraten Sie gerne.