Motivieren durch Sparen – wie kann das gehen?

Neulich in einem großen Krankenhaus, das Wege der wirtschaftlichen Orientierung sucht und nachhaltig wieder erfolgreich sein möchte:

Eine Mischung aus betriebswirtschaftlichem Ansatz, Einbeziehen der Mitarbeitenden, daraus resultierender eigener Motivation und Empathie haben das hierarchisch organisierte Unternehmen nachhaltig zu stabiler Wirtschaftskraft geführt und zu unserer großen Freude eine positive Zeit der Veränderung eingeleitet.

Wie lief das ab?

Das Kernprozess-Team und das Management-Team haben sich aus der Zusammenarbeit verabschiedet, erst langsam und unbemerkt, dann immer eindrucksvoller. Etwas überspitzt lauten die Vorwürfe nun so:

Die Verwaltung sei schuld, besonders an der Ökonomisierung. Sie gehe pünktlich um vier nach Hause, kritisiere immer nur herum, missgönne dem heilenden und lebensrettenden Arzt seinen eigenen Füllfederhalter und spare dann auch noch das Krankenhaus kaputt.

Die Ärzte setzen dort aufgrund ihrer Erfahrung mit den kaufmännischen Abteilungen des Hauses Ökonomisierung mit Sparzwang und Case-Mix-Druck gleich.

Unter diesem Druck reagiert der Mensch emotional: mit reflexartigem Widerstand

  • Ärzte und Krankenhauspersonal befürchten, dass sie zu unethischem Handeln gezwungen werden sollen, dass Patienten schlecht versorgt, unnötig operiert und blutig entlassen werden.
  • Der Betriebsrat befürchtet den Verlust von Arbeitsplätzen, damit Mitarbeitermangel und Verdichtung der Arbeit.
  • Für alle ist damit “klar”: Ökonomisierung ist schlecht und unethisch.

Gleichzeitig treffen wir auf die gute Situation, dass alle Beteiligten hoch motiviert sind, das Unternehmen nachhaltig am Markt zu halten.

Was kann man hier tun?

Erst einmal klären, dass “ökonomisch” nicht gleichzusetzen ist mit “unethisch”. Wer ökonomisch handelt, zeigt seine Verantwortung für den Patienten, für alle Mitarbeitenden und das Unternehmen der Zukunft!

Deshalb ist es wichtig, immer wieder zu thematisieren:
Ökonomisches Handeln bedeutet, die vorhandenen Ressourcen optimal einzusetzen, um das definierte Ziel bestmöglich zu erreichen. Das kann auch unter Wahrung ethischer Maßstäbe erfolgen!

Will man Nachhaltigkeit, ist das der einzig vertretbare Umgang mit knappen Mitteln.
Ökonomisches Handeln, das Verschwendung behebt und damit Ressourcen freisetzt, die gewinnbringend für die Patientenbehandlung und die Mitarbeiterzufriedenheit eingesetzt werden, ist ein nachhaltiges, ergebnisorientiertes und produktivitätserhöhendes Handeln.

Mit diesem Blick auf den laufenden Betrieb verwandelt sich “Sparen” zu einer “Vermeidung unnötiger Verschwendung”:

  • Verschwendung von Zeit
  • Verschwendung von Geld
  • Verschwendung von Mitarbeiterressourcen und
  • Verschwendung von Möglichkeiten zur Qualitätsverbesserung – für alle

Und diese Verschwendung führt dazu, dass

  • nicht mehr darüber nachgedacht wird, was gar nicht gut läuft,
  • die Inspiration fehlt, um neue Ideen zu haben,
  • keine Kraft mehr vorhanden ist, diese umzusetzen,
  • keine Motivation mehr da ist, sich dafür einzusetzen.

Verschwendung kann vielschichtig sein. Es lohnt sich, aufmerksam über den Begriff nachzudenken und im Krankenhaus auf die Suche nach Verschwendung zu gehen. Einen guten Anhalt bietet das Toyota-Produktionssystem, das sich, leicht abstrahiert, gut in seinem Grundgedanken auf unser Arbeiten im Krankenhaus übersetzen lässt.

Verschwendung in diesem Sinne betrifft die Fragen:

– Passen Dienstplan und Patientenaufkommen überein?
– Wird Material weggeworfen oder falsch eingesetzt?
– Laufen die Mitarbeiter unnötig lange Wege?
– Müssen Patienten unnötig warten? Kommt es zu Patientenstau?
– Müssen Mitarbeiter nacharbeiten, weil die Hauptbehandlung nicht ausgeführt wurde?
– Wird das Wissen der Mitarbeiter optimal genutzt?
– Und vieles mehr …

Nehmen wir die Mitarbeitenden gedanklich mit, erleben wir immer wieder, wie “Sparen” plötzlich als Unternehmensaufgabe jedes Einzelnen verstanden wird und nicht mehr als Auslöser von Angst und Widerstand.

So bewegt sich etwas und der Stolz auf das, was Sie täglich leisten, kehrt zurück. Und damit Ihre Motivation!