Bei einer Firmenübergabe gibt es “zwei Welten”, die die Tochter neu betritt: eine sichtbare und eine verdeckte. Die für alle sichtbare Welt betrifft die Unternehmenskennzahlen, die organisatorischen Prozesse, die Preisgestaltung usw. In aller Regel erfolgt hier die Wissensweitergabe des Vaters auf die Tochter ohne große Schwierigkeiten. Und falls es doch zu Fragen oder Problemen kommt, werden diese von beiden einfach angesprochen.
Die ungestellten Fragen
Die “unsichtbare” Welt allerdings bereitet beiden weit größere Schwierigkeiten. Hier befinden sich die ungesagten, aber für beide bedeutungsvollen Informationen und die nicht gestellten, weil sehr sensiblen Fragen, z. B.
- Vater: “Will ich überhaupt schon aufhören oder werde ich, etwa aus gesundheitlichen Gründen, dazu gezwungen?”
- Tochter: “Will ich überhaupt übernehmen? Zu diesen Arbeitsbedingungen?”
- Vater: “Kann ich die Zügel restlos aus der Hand lassen oder möchte ich lieber als informeller Chef im Hintergrund weiterwirken? Will ich wirklich, dass meine Tochter das ohne mich kann?”
- Tochter: “Kann ich Papa das antun, dass ich es alleine kann und er vollkommen ersetzbar wird?”
Die Antworten auf diese Fragen stellen emotional so große Herausforderungen dar, dass keine der beiden Seiten damit anfangen will, sie zu benennen. Und obwohl Familien sehr häufig viel Zeit zusammen verbringen und damit das Gefühl haben, in stetem Kontakt miteinander zu sein, entwickeln sie sich zu geschickten Beschützern der “unsichtbaren Welt” und vermeiden an diesen verletzungsgefährlichen Stellen den Kontakt.
Loslassen und übernehmen sind zwei Seiten derselben Medaille
Übernehmen zu können bedeutet auf der anderen Seite, loslassen zu können: Das alte Leben loslassen, die eigenen festen Vorstellungen loslassen. Und die gute Nachricht lautet: Es bedeutet zeitgleich, dass man Neues entdecken kann: neue Umgangsweisen, neue Ziele, neue Seiten an der eigenen Person.
Beide, Väter und Töchter, dürfen in dieser Situation loslassen UND Neues entdecken. Damit das schmerzfrei möglich wird, braucht es einen guten, vertrauensvollen Kontakt, Offenheit und viel Respekt füreinander. Und ein bisschen Mut. Aber es lohnt sich!
Wir unterstützen Sie gerne dabei, diesen sensiblen Kontakt herzustellen, zu pflegen und gewinnbringend für sich und Ihr Unternehmen einzusetzen. Das erleichtert alle Beteiligten und gestaltet den emotionalen Übergang sanfter.
Vater und Tochter können dann stolz aufeinander sein – und auf sich selbst!