Töchter in der Nachfolge – vom Umgang mit langjährigen Mitarbeitenden

Wer als Tochter in einem Familienunternehmen aufwächst, lernt das Unternehmen von innen heraus kennen: macht im wahrsten Sinne des Wortes die ersten Schritte ins Leben zwischen den Regalen des elterlichen Einzelhandelsgeschäftes, spielt im Familiensteinbruch Verstecken oder erledigt seine Hausaufgaben im Sozialraum der Beschäftigten. Das ist später inhaltlich von großem Vorteil. Allerdings ist es auch untrennbar mit einem emotionalen Faktor verbunden: Man wächst zwischen Menschen auf, die für das Familienunternehmen arbeiten.

Die erfahrenen Mitarbeitenden kennen “die Kleine” noch von früher

Gerade diejenigen Mitarbeitenden, die schon seit Jahrzehnten mit dabei sind, viel Erfahrungen gemacht und Unternehmenswissen gesammelt haben, kennen die Tochter, die heute Chefin werden will, noch als frechen Fratz oder schüchternes Mäuschen. Das geht den Söhnen in der Nachfolge auch so, für Töchter bietet es jedoch oft eine zusätzliche Herausforderung, denn sie haben auch mit 30 Jahren vielleicht noch ein eher zierlicheres Erscheinungsbild, eine jugendlichere Stimme als etwa der technische Leiter oder der “alte Meister”. Zusammen mit den verinnerlichten Bildern beider Seiten (“als ich hier anfing, bist Du mir grade mal bis zum Knie gegangen”/”ich habe mich früher immer vor dem Mann gegruselt, der so stark nach Öl gerochen hat”) entsteht nicht automatisch Akzeptanz für die neue Führungsrolle der Tochter.

Wie gewinnt die Tochter neue “natürliche” Autorität?

Das ist immer abhängig von den Personen, um die es geht. Und von all den Dingen, die zwischen diesen vorgefallen ist.

Aber es gibt einiges, was häufig dabei hilft, wenn die Tochter die Nachfolge antritt:

  • Eine gute, das heißt: eine wirkliche Übergabe des Vaters/der Mutter an die Mitarbeitenden, mit klarer Terminfestlegung: “Ab dem Tag X ist meine Tochter hier die Chefin!” Das impliziert auch: Ein Abschiednehmen des jetzigen Firmenchefs, eine Neuausrichtung, die der Tochter tatsächlich freie Bahn gibt.
  • Eine gemeinsame Übergabezeremonie: So wie etwa ein Geburtstagsfest das neue Jahr begrüßen soll, eine Taufe das neue Kind in die Gemeinschaft der Gläubigen einführt oder ein Richtfest das neue Haus in die Nachbarschaft, so brauchen Menschen Zeremonien, um einen klaren Übergang in eine neue Zeit erleben zu können. Worte alleine reichen oft nicht, sie zielen auf die Vernunft des Menschen ab. Eine Zeremonie dagegen spricht Verstand UND Gefühl an, so können sich Widerstände leichter auflösen und Neues kann beginnen.
  • Gibt es einzelne Personen, die größere Schwierigkeiten mit der neuen Chefin haben? Suchen Sie als Tochter in der Nachfolge das direkte Gespräch. Allzu oft versuchen Töchter in der Nachfolge, einem unangenehmen direkten Kontakt auszuweichen. Oder gehen in eine (über-)deutliche Konfrontation. Beides nährt den Konflikt. Die Erfahrung zeigt: Ein gut vorbereitetes Gespräch hat die größten Chancen, neue Wege zu beschreiten.
  • Und wenn es partout nicht gelingt, in der neuen Rolle anerkannt zu werden? Dann sollte man sich nicht scheuen, auch über eine Trennung nachzudenken. Das ist nicht “moralisch verwerflich”, wie eine Geschäftsführerin einmal befürchtete; fair durchgeführt, kann es für alle Beteiligten eine Entlastung sein.

Seien Sie stolz auf Ihre neue Rolle und wagen Sie einen Blick auf Ihre Stärken. Wir unterstützen Sie gerne, wenn Sie dazu Fragen haben, Ihre eigenen Antworten suchen oder Begleitung möchten. Lassen Sie uns ins Gespräch kommen.

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